3. Orchesterkonzert

Sonntag, 18. Februar 2024, 19.30 Uhr

Achtung: Das Konzert findet im Kurtheater im Kurhaus Bad Homburg statt.

Sinfonieorchester Bergisch Gladbach (Foto: Thomas Merkenich)

KÜNSTLER*INNEN

 

Sinfonieorchester Bergisch Gladbach
Roman Salyutov Dirigent und Pianist

 

 

PROGRAMM

Sergej Rachmaninow – Konzert für Klavier mit Orchester Nr. 3 d-Moll 

Antonín Dvořák – Sinfonie Nr. 9 e-Moll "Aus der Neuen Welt"

Änderungen vorbehalten

Interview mit Roman Salyutov

Foto: Beatrice Tomasetti

Herr Salyutov, das dritte Klavierkonzert von Rachmaninow ist eines der schwierigsten Klavierkonzerte überhaupt. Warum haben Sie gerade dieses Stück auf das Programm gesetzt?

Ich liebe dieses Konzert seit meinen jungen Jahren - noch vor dem Studium - ganz besonders und habe immer davon geträumt, es zu spielen. Es war der Film „Shine" (deutscher Titel „Der Weg ins Licht") über den australischen Pianisten David Helfgott, in dessen Schicksal diese Musik eine einzigartige Rolle gespielt hat, und dies war der erste sehr starke Eindruck für mich. Leider hat es sich sehr lange nicht ergeben - keine Orchester, bei denen ich mich beworben und mit denen ich bereits als Solist zusammengearbeitet habe, wollten es. Sie hatten andere Projekte, für die sie mich eingeladen haben, wollten aber nicht dieses Konzert aufführen. Und Anfang 2023 habe ich beschlossen, dass ich nicht mehr warten will und habe das Ganze in die eigene Hand genommen, indem ich mehrere Aufführungen dieses Konzerts mit meinem Sinfonieorchester Bergisch Gladbach geplant habe.

 

 

Abgesehen von den pianistischen Schwierigkeiten leiten Sie bei diesem Stück parallel auch noch das Orchester. In der Konzertszene ist das einmalig. Sind Sie durch die klaviertechnischen Schwierigkeiten noch nicht ausgelastet?

Ich stelle mich sehr gerne neuen Herausforderungen und meide kein Risiko. Außerdem habe ich in dieser Konstellation - Solist und Dirigent in einer Person - mit meinem Orchester bereits Klavierkonzerte von Bach, Mendelssohn, Beethoven und sogar Brahms (beide Klavierkonzerte) gespielt. Dadurch erlangt man eine besondere Verschmelzung zwischen Orchester und Solist - alle werden zu einem Klangkörper, alle atmen und fiebern gleich mit. Natürlich ist Rachmaninows drittes Klavierkonzert in dieser Hinsicht eine unvergleichlich größere Nummer als sogar die beiden Klavierkonzerte von Brahms - die Hände sind dermaßen ausgelastet, sodass man einfach so gut wie gar keine Zeit hat, typisch zu dirigieren - es sind lediglich einzelne Blicke und Handbewegungen, die man als Dirigent umsetzen kann. Aber dafür haben wir sehr viel geprobt und dieses Konzert bereits zweimal im Herbst letzten Jahres aufgeführt. Ich weiß, dass ich mich auf mein Orchester verlassen kann.

 

 

Dvořák besuchte vor 135 Jahren Ihre Geburtsstadt St. Petersburg. Welche Beziehung haben Sie zu seinem Werk und speziell zu seiner neunten Sinfonie?

Dvořáks Musik war für mich immer eine sehr besonders elegante und zugleich emotionale und nuancenreiche Verkörperung der slawischen Melodik, die ich in seinen Werken am meisten genieße. Er hat in meinen Augen zwar nicht die dramatische oder sogar tragische Tiefe von Tschaikowski und Rachmaninow mit ihrem für Russland so typischen Fatalismus, aber dafür genieße ich bei Dvořák diese anderen Seiten. Das thematische Material der neunten Sinfonie streckt sich aber bekanntlich über das Slawische hinaus und enthält auch Elemente, die Dvořák in Amerika herausgehört und eingeflochten hat. Es war, wie wir wissen, eine extrem turbulente Zeit damals um 1900 - gesellschaftliche Krisen folgten an verschiedenen Orten der Welt aufeinander, Tragik, Verzweiflung und sogar Hoffnungslosigkeit breiteten sich aus. Diese gewaltigen Kollisionen hat beispielsweise Gustav Mahler in seinen Werken wie kein anderer in Klang gefasst. Ich liebe diese bodenlose Mahler'sche Dramatik sehr, aber manchmal möchte man doch etwas mehr Zuversicht und Stabilität empfinden - und in dieser Hinsicht ist Dvořáks neunte Sinfonie für mich eine Art Insel der Freude und Beständigkeit.

Roman Salyutov (Foto: Thomas Merkenich)

Roman Salyutov (Leitung und Klavier)

 

Roman Salyutov wurde 1984 in Leningrad geboren. Als Schüler besuchte er innerhalb des Sankt Petersburger Staatskonservatoriums das Musik-Lyzeum, wo er die Fächer Klavier und Dirigieren (Chor- und Orchesterleitung) belegte und 2003 "mit Auszeichnung" abschloss. Danach studierte er Klavier am Petersburger Staatskonservatorium und erhielt 2008 sein Diplom. Anschließend absolvierte er bis 2010 ein Master-Studium im Fach Klavier an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz. 2011 promovierte er zum Dr. phil. an der Universität Paderborn mit einer Arbeit über das Klavierschaffen César Francks.


Seine verschiedenen Fachabschlüsse ermöglichen ihm eine rege Tätigkeit in verschiedenen Bereichen des Kultur- und Musiklebens. Er konzertiert als international gefragter Pianist, Kammermusiker und als Solist mit Orchester. Sein umfangreiches Repertoire der Klavier- und Orchesterliteratur reicht vom Barock bis zur Gegenwart. Seine besondere Vorliebe gilt der romantischen Musik.

 

Dr. Roman Salyutov lebt in Bergisch Gladbach und ist seit Januar 2013 Künstlerischer Leiter des Orchesters. Er ist auch der 1. Vorsitzende des Vereins "Musik- und KulturFestival GL e. V." - einem der wichtigsten regionalen Veranstalter mit internationalen Verbindungen. Darüber hinaus initiiert er und arbeitet an verschiedenen Projekten mit ausländischen Künstlern und Vereinen.

Sinfonieorchester Bergisch Gladbach (Foto: Thomas Merkenich)

Sinfonieorchester Bergisch Gladbach

 

Das Sinfonieorchester Bergisch Gladbach entstand aus einem kleinen Musizierkreis, der sonntags im Wohnzimmer des ersten musikalischen Leiters Helmut Zernack zusammenkam. 1968 wurde daraus der gemeinnützige Verein Kammerorchester Bergisch Gladbach e.V. gegründet. Manfred Klink übernahm 1972 die musikalische Leitung, sein Nachfolger wurde 1998 Dr. Stefan Kames. Seit Januar 2013 leitet Dr. Roman Salyutov das Orchester.

 

Ein besonderer Höhepunkt in der Orchestergeschichte war 2003 die deutsche Erstaufführung der Schottischen Fantasie für Viola und Orchester von Walter Braunfels. Dieser war Gründungsrektor der Kölner Musikhochschule und wurde nach der Machtergreifung von den Nazis entlassen. Nach der Uraufführung des Werkes in der Schweiz 1933 galt das Notenmaterial als verschollen, bis Dr. Stefan Kames aus dem in Winterthur wiedergefundenen Orchestermaterial die Partitur rekonstruieren konnte. Unsere Aufführung mit dem Bratscher Ulrich von Wrochem als Solist war ein großer, viel beachteter Erfolg.

 

Ein weiteres denkwürdiges Konzert war 2006 die Aufführung der Violinkonzerte von Schostakowitsch und Kabalewski mit Klaus dem Geiger.

 

Die gestiegene Mitgliederzahl, die Erweiterung des Repertoires sowie Engagements außerhalb Bergisch Gladbachs waren Anlass, das Orchester im März 2015 in Sinfonieorchester Bergisch Gladbach e.V. umzubenennen.

 

Nach erfolgreichen Konzerten mit der Eroica von Beethoven und der 1. Sinfonie von Brahms war die Aufführung von Beethovens Neunter in Zusammenarbeit mit dem KonzertChor Bergisch Gladbach ein Meilenstein: Das Konzert am 4. Oktober 2015 wurde mit großer Begeisterung aufgenommen und war der krönende Abschluss der Festwoche zum 25-jährigen Jubiläum der deutschen Wiedervereinigung.

 

Im Jahr 2016 stellte das Gastspiel in Monheim am Rhein mit Brahms Vierte Sinfonie einen neuen Höhepunkt dar. Das Werk wurde noch zwei Mal in Bergisch Gladbach aufgeführt, auf Einladung des Lions-Clubs und beim Sinfoniekonzert "Hommage an Brahms". Außdem erarbeitete das Orchester im selben Jahr die Sinfonie in d-Moll von César Franck.

 

Ein besonderes Erlebnis war dann 2017 das Debüt des Orchesters im Forum Leverkusen, einem Konzertsaal mit fast 1.000 Plätzen. Brahms Violinkonzert und Beethovens Siebte Sinfonie wurde mit standing ovations von einem vollen Saal angenommen.

 

Ein völlig neues Format und neue Herausforderungen für das Orchester bot 2018 die szenische Aufführung von Mozarts Don Giovanni in Bergisch Gladbach als erste eigenständige Opernproduktion in Bergisch Gladbach - mit einem einheimischen Opernteam und dem Sinfonieorchester Bergisch Gladbach im Orchestergraben und als Bühnenorchester.

 

Anlässlich unseres 50-jährigen Bestehens haben wir im Mai 2018 unser Debüt in der Tonhalle der Landeshauptstadt Düsseldorf gegeben - vor 1800 Zuhörern.